Kann ich das komplette Gehirn benutzen?
Volles Potenzial des Gehirns nutzen – so geht es!
Nutzen wir nur 10 Prozent unseres Gehirns? – Angeblich sagte das schon Einstein und das Gerücht hält sich hartnäckig. Aber kann das wirklich wahr sein? Wie kann man sein komplettes Gehirn benutzen? Würde die Natur so viel brach herumliegen lassen? Natürlich nicht: Jeder Mensch, der über ein gesundes Gehirn verfügt, nutzt dieses auch zu 100 Prozent.
Das Gehirn verbraucht 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs, obwohl es vom Gewicht her nur ungefähr 2 Prozent des Körpers ausmacht. Also ganz viel Energie und für Energieverschwendung ist die Natur nicht bekannt. Dies hätte zudem in der Evolution auch keine Chance gehabt.
Das Gehirn ist tatsächlich rund um die Uhr voll ausgelastet. Es arbeitet automatisch und für uns oft unbewusst, weshalb wir gern dem Mythos der 10-Prozent-Regel glauben. Eigentlich will man damit nur aussagen, dass noch wesentlich mehr möglich ist und wir mit unserem Gehirn noch viel mehr Potential entfalten können. Und zwar indem man den bewussten Teil unseres Großhirns zur Lenkung der unbewussten Teile viel mehr nutzt. Denn das ist ja das, was uns als Menschen auszeichnet.
Wir können durch bewusste Steuerung gezielt mehr und neue Dinge tun. Und dann stimmt auch die 10 Prozent Regel wieder, denn nur 10 Prozent unserer Gehirnarbeit ist uns bewusst und damit aktiv lenkbar.
Welcher Teil des Gehirns ist für was zuständig?
Grundsätzlich ist unser Gehirn dreigeteilt: der älteste Teil ist der Hirnstamm, das sogenannte Reptiliengehirn, das die grundlegenden Organisationsaufgaben übernimmt.
Dieser Teil ist für Hunger und Durst, Schlafen und Wachsein sowie für die Atmung und die chemische Balance zuständig. Denn hier werden die Grundfunktionen für unser Überleben gesteuert. Der zweite Teil ist das limbische System, unser emotionales Gehirn oder auch Säugtiergehirn genannt.
Dieser Teil ist für unsere Beziehung und die Wahrnehmung unserer Umwelt zuständig. Und wird vor allem in den ersten sechs Lebensjahren ausgebildet. Danach entwickelt er sich nutzungsabhängig. Emotionale Intelligenz lässt sich hierüber trainieren. Und zwar mit Hilfe unseres bewussten und neuesten Gehirnteils, des Präfrontalen Kortex. Mit diesem Teil planen und verstehen wir. Wir können Dinge voraussehen, also in die Zukunft blicken.
Wir empfinden den Kontext von Zeit und Raum. Können unangebrachte Handlungen hemmen und emphatisch andere verstehen. Hier sitzt kann man sagen unsere Persönlichkeit. Über den Präfrontalen Kortex können wir andere Teile unseres Gehirns vor allem auch des Großhirns bewusst steuern, sobald uns Dinge bewusst sind und wir achtsam damit umgehen. Das lässt sich trainieren.
Sensibel und achtsam wahrnehmen und Gehirn bewusst steuern
In der Großhirnrinde bearbeiten viele spezifische Gehirnbereiche die anfallenden Aufgaben wie Bewegung, Riechen, Schmecken und Sehen. Fortlaufend werden Sinneseindrücke gesammelt und entschieden, welchen davon Beachtung geschenkt werden muss und welchen nicht.
Produzierte Emotionen und Erlebtes werden zu Erinnerungen. Gedachte Gedanken, sind auch oft die geäußerten Gedanken. All dies läuft automatisch und weitgehend unbewusst. Die Kunst ist nun, die Dinge bewusst wahrzunehmen, zu analysieren und zu reflektieren: Was will ich so beibehalten, was will ich los lassen und was neu oder besser machen?
Gehirn zu 100 Prozent nutzen
Also kann man sein Gehirn optimieren und bewusst trainieren? Ja man kann. Vor allem funktioniert das, was wir bewusst tun und bewusst verändern, logischerweise viel optimaler und effektiver. Es ist wie beim Muskeltraining. Bauchmuskeln sind bei jedem Menschen vorhanden, aber nicht unbedingt ein Sixpack. Mit dem Gehirn verhält es sich ganz genauso.
Wie ein Sportler über Training und angemessene Ernährung seinen Körper zu Spitzenleitungen treiben kann, lässt sich auch das Gehirn trainieren und mit den benötigten Nährstoffen versorgen. Dies fällt, analog zur körperlichen Leistungsfähigkeit, umso leichter. Je früher und umfangreicher die Grundlagen dafür bereitet werden. Also ist Förderung und Unterstützung wichtig, nicht nur in der Jugend sondern auch später und immer wieder sollte man sich einen Gehirncoach gönnen.
Das menschliche Gehirn wird also immer zu 100 Prozent genutzt. Die Leistungsfähigkeit lässt sich aber trotzdem steigern, indem man das Gehirn regelmäßig trainiert. Denn auch für das Gehirn gilt – wer rastet der rostet.